Frans G. Bengtsson Die Abenteuer des Röde Orm

Buch-Cover Wild wie die Wikinger

"Die Abenteuer des Röde Orm" ist ein Buch, bei dem man sich köstlich amüsiert! Es geht darin um den Dänen Orm Tostesson von Kullen (das Gehöft seinens Vaters) auf Schonen (im heutigen Schweden), welcher seiner Haarfarbe entsprechend den Namen "Röde" trägt, also der "Rote Orm".
Wir erfahren im ersten Teil des Buches, wie Orm als Jüngling von Jomsvikingern verschleppt wird und so zu seiner ersten weiten Langschiffahrt kommt. Im weiteren Verlauf erleben wir dann mit ihm zahllose Abenteuer, deren Schauplätze von Spanien bis an den Ural reichen.
Seinen Reiz erhält das Buch aber hauptsächlich durch die naive Unbekümmertheit der auftretenden Nordmänner, für die es nur Bier, Frauen, Schweinefleisch und Silber gibt. Besonders witzig ist die Rolle der gerade in Skandinavien missionerenden Christenpriester, die ein hartes Los im Lande der Wikinger gezogen haben...

Als kleines Beispiel habe ich eine Textstelle herausgesucht, die meiner Meinung nach gut den Stil des gesamten Buches repräsentiert. Die Anekdote wird von einem langhaarigen Wikinger beim Jul-Essen (Fest der Nordmänner, welches etwa mit unserem Weihnachten zusammenfällt) am Hof von Dänenkönig Harald Blauzahn erzählt, um zu beweisen, dass ihm seine langen Haare schon einmal den Hals gerettet haben:

(Vorgeschichte: Bei einer Seeschlacht haben die Wikinger gegen Norweger eine Niederlage erlitten und nun hat man die Gefangenen zur Hinrichtung auf einen Baumstamm am Strand gesetzt und ihre Füße gefesselt ...)
"Nun kam der Mann mit der Bartaxt und blieb vor Vagn stehen und sagte: 'Weißt Du wer ich bin?' Vagn blickte ihn flüchtig an, ohne sich weiter um ihn zu kümmern, und er antwortete nicht, denn er war sehr müde. Der andere sagte: 'Ich bin Thorkel Leira, und Du erinnerst Dich vielleicht an Dein Gelöbnis, mich zu töten und mit meiner Tochter ins Bett zu gehen.' Was er sagte, stimmte, denn das hatte Vagn vor der Heerfahrt gelobt, als ihm zu Ohren gekommen war, dass Thorkels Tochter das schönste Mädchen in Norwegen sei und noch dazu eines der reichsten. 'Aber jetzt', sagte Thorkel Leira und grinste breit, 'jetzt sieht es eher so aus, als wenn ich Dich töten werde.' Vagn sagte mit einem Anflug von Lächeln: 'Alle Jomsvikinger sind noch nicht tot.' - 'Aber sie werden es bald sein', sagte Thorkel, 'und dafür werde ich selbst sorgen, damit in diese Sache nichts versäumt wird. Du sollst erst alle Deine Leute von meiner Hand sterben sehen, und dann sollst Du ihnen unverzüglich folgen.' Damit ging Thorkel zum anderen Ende des Baumstammes und fing an, den Gefangenen die Köpfe abzuschlagen, Mann nach Mann, so wie sie da saßen; er hatte eine gute Axt und ging mit Eifer ans Werk, so dass er nie zweimal zuzuschlagen brauchte. [...]
Als Thorkel schließlich zu mir kam, fürchtete ich mich wohl kaum mehr als die anderen. Aber es tat mir leid zu sterben, noch bevor ich etwas getan hatte, das des Berichtens wert ist. Daher sagte ich zu Thorkel: 'Mir tut es leid um mein Haar, und ich will nicht, dass es blutig wird.' Damit strich ich es vornüber, und ein Mann, der hinter Thorkel herging -man sagte mir später, dass es sein Schwager war- trat vor und wand sich mein Haar um die Hände und sagte zu Thorkel: 'Schlag zu!' Das tat er, und im gleichen Augenblick zog ich den Kopf so schnell ich konnte zurück, so dass die Axt zwischen mich und den Schwager kam und ihm beide Hände abschlug. Die eine blieb in meinem Haar hängen.[...]
Ihr möget gut lachen, aber das war nichts gegen das Lachen der Norweger, als sie Thorkels Schwager am Boden rollen und Thorkel dastehen und auf ihn niederglotzen sahen; einige fielen vor Lachen um. Jarl Erik kam zu mir heran und fragte: 'Wer bist Du?' Ich sagte: 'Sigurd heiße ich, und Bue war mein Vater; und alle Jomsvikinger sind noch nicht tot.' Der Jarl sagte: 'Man merkt, dass Du mit Bue verwandt bist. Willst Du, dass ich Dir das Leben schenke?' - 'Von einem Mann, wie Du einer bist, nehme ich das an', antwortete ich. Aber Thorkel behagte das gar nicht, und er schrie: 'Soll es nun auf diese Weise gehen? Da ist es am besten, dass ich mich mit Vagn beeile.' Damit hob er die Axt und lief auf Vagn zu, der am Ende des Baumstammes saß. Aber einer von Vagns Männern, Skarde, war der vierte vor Vagn, und ihm schien es nicht recht, dass Vagn erschlagen würde, noch bevor er an der Reihe war. Darum warf er sich über den Fußstrick vornüber, als Thorkel laufend daherkam, und Thorkel fiel über ihn hin, gerade vor Vagn. Der beugte sich nieder und ergriff die Axt, und man merkte ihm keine Müdigkeit an, als sie Thorkel in den Schädel schlug. 'Das war das halbe Versprechen', sagte Vagn, 'und alle Jomsvikinger sind noch nicht tot.' Die Norweger lachten nun noch mehr als zuvor, und Jarl Erik sagte: 'Willst Du Dein Leben geschenkt haben, Vagn?' - 'Das will ich, sagte Vagn, 'wenn es für uns alle gelten soll.' - 'So sei es', sagte der Jarl, und damit wurden alle frei.

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ISBN 3-423-20055-3

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